Altkleider
(Alt)kleider machen Leute -
Der Gebrauchttextilienmarkt
Einmal im Jahr mistet so mancher seinen Kleiderschrank aus. Die Frage stellt sich dann, wohin mit den aussortierten Klamotten? Zur Sozialstation/Kleiderkammer, in den Altkleidercontainer um die Ecke, in die nächste Haustürsammlung oder doch lieber kurzerhand in den Müll?
Die Fragen sind gar nicht so einfach zu beantworten, aber vielleicht helfen ein paar Hintergrundinformationen:
Früher begehrter Rohstoff - heute Textilien im Überfluss
Das Sammeln und Verwerten von Alttextilien hat Tradition in Deutschland. Früher dienten die gerissenen Lumpen hauptsächlich zur Papierherstellung. Nach 1945 war die Rohstoff-Knappheit so ernst, dass die westlichen Alliierten die Einfuhr gebrauchter Textilien nach Deutschland organisierten. Bis in die 50iger Jahre hinein war die Rohstoffgewinnung das Hauptgeschäft der Altkleider Sortierbetriebe und Reißereien in Deutschland. Mit dem steigenden Wohlstand in der Bundesrepublik stieg in den 60iger Jahren der Anteil der noch tragbaren Kleidung in den Altkleidersammlungen an. Die Sortierbetriebe begannen, neben den textilen Rohstoffen auch die Kleidung zu vermarkten. Heute ist die Vermarktung der Second-Hand-Kleidung das Kerngeschäft der Sortierbetriebe.
Der Alttextilmarkt
Niemand weiß derzeit genau, wie viele gebrauchte Textilien in der Altkleidersammlung landen. Die Schätzungen reichen von 400.000 bis 800.000 Tonnen im Jahr, die über die bundesweit aufgestellten ca. 120 000 Container bzw. Straßensammlungen gesammelt werden. Natürlich ist nicht alles davon Kleidung. In den Tüten und Containern stecken auch Tischdecken. alte Gardinen, Bettwäsche, Putzlappen und, und, und... Etwa 30 bis 40 Prozent der Sammelmenge bestehen aus noch tragbarer Kleidung - vorsichtig geschätzt ca. 300 Millionen einzelne Kleidungsstücke. Wollte man all diese T-Shirts, Jacken, Hosen, Röcke und Kleider auf eine Wäscheleine hängen, so würde man sie von der Erde bis zum Mond spannen können.
Das Herzstück der Alttextil-Sammlung: Die Sortierbetriebe
Ungefähr die Hälfte der gesammelten Menge wird auch in Deutschland sortiert. Der andere Teil geht unsortiert ins Ausland: vorwiegend in die westeuropäischen Nachbarländer, aber auch nach Mittel- und Osteuropa. Das Sammelgut wird in spezialisierten Betrieben sortiert. Das ist das A und O der Altkleiderverwertung. Etwa 30 bis 40 Prozent der Sammelware bestehen aus noch tragbarer Kleidung, der Rest teilt sich auf in textile Rohstoffe für das Recycling (etwa zur Herstellung von Dämm-Materialien oder Pappenlumpen) oder zur Herstellung von Putzlappen für die Industrie. Ca. 20 Prozent sind nicht mehr verwertbarer Müll, den der Sortierbetrieb dann kostenpflichtig entsorgen muss.
Kleidung, Rohstoffe und Putzlappen werden in bis zu 200 verschiedene Fraktionen differenziert. Diese Feinsortierung ist reine Handarbeit, die viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl erfordert. Besonders gut erhaltene, modische Kleidung bildet die so genannte "Top-Ware". Sie macht zwar nur einen sehr kleinen Teil der Kleidung aus, trägt aber wesentlich zum Betriebsergebnis der Sortierbetriebe bei. Diese Kleidung wird über Second-Hand-Läden in Deutschland und Westeuropa verkauft. Die übrige tragbare Kleidung wird vor allem nach Osteuropa und in afrikanische Länder verkauft. Die Unternehmen haben in der Regel einen festen Kundenstamm, für den sie gezielt bestimmte Qualitäten sortieren (z.B. Herrenhemden für afrikanische Abnehmer, Winterware für Osteuropa).
Auch die sortierten Materialien für Recycling und Putzlappenschneiderei werden ab Sortierbetrieb an entsprechende Verwerter verkauft.
Problematisch: Die Preise für diese Materialien sind häufig nicht kostendeckend, da sie unter den Sammel- und Sortierkosten liegen. In der Kalkulation jedes Sortierbetriebes spielt daher die Vermarktung der sortierten tragbaren Kleidung eine entscheidende Rolle.
Fazit: Ohne den Verkauf von Second-Hand-Kleidung ließe sich das Recycling der anderen Sammelbestandteile nicht finanzieren.
Sie wollen Alttextilien loswerden - was ist zu beachten ?
Informieren Sie sich darüber, wer die Sammlung durchführt und was mit der Kleidung passiert. Häufig wird verschleiert, dass mit der Kleidung Geld verdient wird. Stattdessen wird an die Emotionen appelliert. Bei Haustürsammlungen ist besondere Vorsicht geboten. Häufig rufen Firmen zur Kleidersammlung auf, in dem sie mit wohlklingenden Namen oder nachgemachten Logos einen karitativen Zweck vortäuschen.
Wenn Sie mit Ihrer abgelegten Kleidung direkt bedürftige Menschen unterstützen möchten, gilt es einiges zu beachten. Der oberste Grundsatz ist: Nur Kleidung, die Sie selbst noch tragen würden, ist für die Kleiderkammer oder eine Hilfslieferung geeignet! Die zerrissene Jeans, der verfilzte Pulli und der fleckige Rock gehören nicht in die Hilfssendung.
Sie möchten, dass Ihre Kleidung für soziale Zwecke in Deutschland eingesetzt wird?
Dann sollten Sie die Alttextilien bei einer örtlichen Kleiderkammer oder einem Beschäftigungsprojekt eines gemeinnützigen Trägers abgeben.
Achten Sie auf das Zeichen "FairWertung"
Alle Organisationen, die sich dem Dachverband angeschlossen haben, verpflichten sich auf eine wahrheitsgemäße Öffentlichkeitsarbeit, faire Sammlung und Verwertung der Gebrauchtkleidung. Sammlungen der jeweiligen Organisationen sind am FairWertungs-Logo auf Containern, Sammelzetteln und Sammelbeuteln zu erkennen.
Die Textilien müssen sauber und gut verpackt sein
In die Kleidersammlung gehören nur gut erhaltene Bekleidung, Wäsche, Hüte, Mützen, Schals, Schuhe, Wolldecken, Federbetten, Bettwäsche, Gardinen, Tischdecken und Plüschtiere. Nicht in den Container gehören nasse, stark verschmutzte oder beschädigte Kleidung und Wäsche, Einzelschuhe, Lappen und Hausmüll. Bitte entsorgen sie solche Dinge über die Restmülltonne.
Kleidersammlung ist nicht in jedem Fall
die beste Lösung
Nur die von Kleiderkammern oder die bei Hilfsgüterlieferungen verwendeten Textilien werden kostenlos weitergegeben. Kleidung, die Sie in einen Container werfen oder zur Abholung an die Straße stellen, wird an Textilrecyclingfirmen verkauft und zwar allein aus dem Grund, weil das Aufstellen und Leeren von Sammelcontainern und das Sortieren selbst Geld kostet. Wenn Sie sich sicher sind, dass bei der Sammlung gemeinnützige Organisation involviert sind, dann unterstützen Sie mit jedem Kleidungsstück eine soziale Zielsetzung bzw. helfen dabei, Mittel für Programme und Projekte zu erwirtschaften.
Bei sehr alten, abgetragenen oder zerrissenen Textilien und ausgetretenen Schuhen ist es ökologischer, sie als Hausmüll zu entsorgen.
Übrigens: Auch für Sie selbst könnte der Second-hand-Laden eine gute Einkaufsalternative sein. Schließlich finden Sie dort gut erhaltene und bisweilen auch ausgefallene Kleider zu guten Preisen.
Weitere Informationen über die Gebrauchtkleidersammlung erhalten Sie unter: