Bio-Tonnen-Kontrolle - Trennen ist Klimaschutz!

Groß_Biotonne falsch befüllt_Schrift

Zusammen mit der GAB beteiligt sich der Kreis Pinneberg an der bundesweiten Bio-Tonnenkontrolle vom 18. bis 29. September 2023 (www.wirfuerbio.de/kontrollaktion), denn auch hier gefährdet die Verunreinigung des Bioabfalls mit Plastik, Bioplastik, als kompostierbar deklarierten kunststoffartigen Produkten (z. B.  Biomüllbeutel), verpackte Lebensmittel und anderen Störstoffen wie Batterien, Metalle, Glas etc. die Herstellung von Qualitätskompost. Mit dem Ziel, das Sammelgemisch in der Biotonne zu verbessern und damit einen dauerhaften Beitrag für das Klima zu leisten, eine funktionierende Kreislaufwirtschaft voranzubringen, werden Biotonnen noch intensiver kontrolliert. Fehlbefüllte Tonnen werden von den Müllwerkerinnen und Müllwerkern nicht geleert. Die Behälter werden in diesem Fall mit einem Tonnenanhänger versehen, der auf den fehlerhaften Inhalt in der Biotonne hinweist. Der Nutzer der Tonne hat die Möglichkeit, bis zur nächsten Abfuhr die Störstoffe zu entfernen und richtig zu entsorgen oder den Inhalt der Tonne kostenpflichtig als Restmüll leeren zu lassen (Beauftragung ausschließlich schriftlich per E-Mail, Fax, Post, Kundenportal über den/die Grundstückseigentümer/in).

Unterstützt wird die bundesweite Kontrollaktion von Dr. Ulf Kämpfer, Präsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU). Sein Statement: „Bioabfälle aus der Küche und aus dem Garten tragen wertvolle Rohstoffe in sich. Unsere kommunalen Abfallwirtschaftsbetriebe machen diese Rohstoffe für unsere Landwirtschaft nutzbar. Durch professionelle Kompostierung. Die Kompostierung ist das Paradebeispiel einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Neben Kompost verwandeln unsere Abfallwirtschaftsbetriebe Bioabfall in Bio-Energie. Wer seinen Bioabfall richtig trennt, leistet einen wichtigen Beitrag für die Umwelt und damit für unsere Zukunft.“

Das diesjährige Motto: Bioabfall ist wichtig für's Klima!

„Bioabfälle zu sammeln, die dann von der Abfallwirtschaft verwertet werden, ist aktiver Umwelt- und Klimaschutz“, sagt Landrätin Elfi Heesch. „An keinem anderen Abfallstoff lässt sich der Grundgedanke einer Kreislaufwirtschaft so gut umsetzen wie beim Bioabfall. Das funktioniert aber nur, wenn Bürger*innen und Abfallwirtschaft an einem Strang ziehen. Voraussetzung für eine optimale Verwertung ist die richtige Trennung“, so Heesch.

Die Kontrollen aus den letzten Jahren belegen es, Plastiktüten bilden noch immer den größten Störstoffanteil in den Biotonnen. Wir sehen der zunehmenden Verunreinigung in den Biotonnen mit Sorge entgegen. Immer öfter und in viel zu großen Mengen finden sich einfach nicht-biologische Abfälle, vor allem Plastiktüten und „kompostierbare“ Plastiktüten. Es wird zunehmend aufwendiger, daraus Kompost herzustellen, da die Fremdstoffe aussortiert werden müssen. Dabei sind wir auf die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger im Kreis Pinneberg angewiesen. Denn nur durch ein besseres Müll-Trenn-Verhalten eines jeden einzelnen kann der Verschmutzungsgrad des Bioabfalls reduziert und die Gewinnung von Qualitätskompost sichergestellt werden. Der Kompost aus Bioabfall ist ein wichtiger Einsatzstoff, um Lebensmittel zu erzeugen und auf chemische Düngemittel zu verzichten, sowie das Klima zu schonen. Aus diesem Grund klären wir seit 2018 mit Hilfe unterschiedlichster Medien und über Kampagnenarbeit zur richtigen Befüllung der Bio-Tonne auf.

Das Fremdstoff-Problem im Biomüll betrifft uns alle

Fremdstoffe im Biogut sind langfristig eine Gefahr für Mensch und Umwelt, insbesondere wenn über die Nutzung des Biomüll-Kompostes im Garten- und Landschaftsbau und in der Landwirtschaft Mikroplastik in die Natur gelangen. Allein über den Kompost aus der Kompostierungsanlage und damit dem Biomüll, werden pro Person im Jahr 169 g Mikroplastik in die Umwelt eingetragen (Quelle: Konsortialstudie Fraunhofer UMSICHT 2018). Auf die Bevölkerung des Kreises mit  322.730 Menschen (Stand März 2023) hochgerechnet, entspricht dies einem Mikroplastikeintrag von mehr als 56 t allein über den Biomüll pro Jahr.

Trotz der immer besser werdenden Sortiertechnik in den Kompostierungsanlagen, lässt sich bis heute Mikroplastik nicht einfach aus dem organischen Sammelgemisch entfernen. Das Problem ist nicht nur seine Kleinteiligkeit, sondern auch, dass das Plastik selbst verschiedenste gesundheits- und umweltschädliche Stoffe enthält (z. B. schwermetallhaltige Stabilisatoren, Weichmacher, Lösemittel, Biozide, Flammschutzmittel, Farbstoffe etc.). Diese gelangen mit dem Kompost in die Umwelt, das Trinkwasser, die Nahrungskette und damit in Mensch und Tier.

Die Regel: Wo Plastik sichtbar ist, ist auch unsichtbares Mikroplastik.

Deshalb werden Bioabfälle, die eine hohen bis sehr hohen Verschmutzungsgrad mit Fremdstoffen zeigen, häufig gar nicht mehr kompostiert, sondern sicherheitshalber gleich der Müllverbrennung zugeführt. Dies klingt einfach und erleichternd, ist aber die schlechteste aller Lösungen! - Denn die Kompostierung von gesammelten Bioabfällen und die Anwendung des produzierten Qualitätskompostes in Landwirtschaft und Gartenbau vermeidet CO₂-Emissionen, hilft den Böden CO₂ langfristig zu binden und ersetzt chemische Düngemittel. Zusätzlich leistet die Kompostierung der Bioabfälle einen wichtigen Beitrag für eine „grüne“  Energiegewinnung in Form von Biogas und/oder Biostrom. So wird in der Kompostanlage in Tornesch-Ahrenlohe, einer sogenannten Trockenvergärungsanlage, Biogas gewonnen. In zwei Blockheizkraftwerken (BHKW) wird das Gas nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung in klimaneutralen Strom umgewandelt und in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Der bei der Vergärung zurückbleibende Flüssiggärrest wird neben dem Qualitätskompost ebenfalls als Nährstofflieferant, in Form von Flüssigdünger, in der Landwirtschaft eingesetzt.

Weiterführende Informationen:
Fakten über Bioplastik, kompostierbares Plastik
Biotonne richtig befüllen!
Kampagne #wirfuerbio